„Ja Ella“, dachte ich so bei mir, „vielleicht müsste doch ein Exemplar her“.

Natürlich gab es keinen neuen Mann in meinem Leben, aber heute hätte ich tatsächlich einen gebraucht. Als Baumabsäger, Baumnachhauseträger und ganz aktuell einen Kurzschlussreparateur. Und wenn er schon mal gerade dabei wäre, könnte er die Lichterkette auch an die Äste friemeln und nachher die abgefallenen Nadeln direkt wieder aufsaugen. Nicht zu vergessen, dass € 15,00 pro Meter, die aus einem anderen Portemonnaie kamen als dem meinigen zu einem wesentlich größeren Baum führen würden. So ein Baum steht maximal drei Wochen bei mir zu Hause und für diese Zeit könnte man DAS ja mal machen. So würde der Baum wieder ausgetopft und an die Straße gestellt, ohne dass ich mir die Hände schmutzig machen musste. Und wenn er dann schon draußen wäre, könnte er…. „Ella" rief ich mich selbst zur Ordnung, „ nun ist es gut. „Kümmere Dich um Deinen Baum".

Jetzt stand ich da. Den Baum hatte ich erfolgreich in den Christbaumständer gestellt. Rein, drei Schrauben stramm angezogen, mit der einen Hand justiert und schon sah es fast weihnachtlich aus. Allerdings musste ich mich nun erstmal vom Harz befreien, der sich bei der, sagen wir mal nicht ganz erlaubten Absägeaktion in einer Schonung des Stadtwalds an meine Hände und Unterarme geheftet hatte.

Es war gar nicht so einfach gewesen mit der Bügelsäge, die grösser war als der Baum selbst, dieses gut gewachsene Prachtexemplar zu meinem Baum zu machen. Zweimal hatte ich in der Hocke sägend das Gleichgewichtig verloren und war hinten rüber geschlagen. Nun wäre ich ja nicht Ella Glasmann, wenn ich mich nicht beide Male erst einmal halb tot über mich selbst gelacht hätte. Das wäre mir fast zum Verhängnis geworden, weil plötzlich der Förster auf der Bildfläche erschien, der mein Gegacker gehört hatte. Ich hatte mich längs unter und zwischen zwei Tannen versteckt, die Gott sei Dank nahe beieinanderstanden. So war der gute Mann zwar direkt an mir vorbeigestiefelt, jedoch ohne mich zu finden. Schon komisch, wenn man bedenkt, dass der Weidmann eigentlich dafür da war den Wald zu schützen und die wunderbare, einfallsreiche Ella Glasmann ihm sozusagen nicht vor die Flinte gelaufen war.

Lange Rede, kurzer Sinn, im 15. Anlauf fiel der Baum, den ich mit der rechten Hand aus der Schonung zu meinem Auto zog, während die linke versuchte die Bügelsäge zu bändigen. Dann erwartete mich gleich das nächste Problem. Mein Augenmaß hatte wohl versagt, als ich dachte, der von mir abgesägte Baum, würde in meinen Kofferraum passen. Letztlich fuhr ich, den Kopf zwischen den Ästen herausstreckend mit geöffnetem Kofferraum nach Hause.

„Meine Fresse, Ella, was war das denn wieder für eine Aktion?“ Mal eben einen Weihnachtsbaum holen war zu einem Halbtagsausflug geworden.

Ja, und jetzt stand ich mit dem Schraubenzieher vor dem frisch geschmückten Baum und musste versuchen diese blöde Lichterkette wieder ans Leuchten zu bringen. Eine Stunde und einen Kurzschluss später, wohlwissend, dass mein Bruder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn er mich sehen könnte, sprintete ich im letzten Moment zum Lidl und ergatterte die letzte Lichterkette aus dem Regal. Ok. Es war eine farbenwechselnde, blinkende Kette, aber das war mir jetzt auch egal.

Als das Ding endlich angebracht war und brannte, schüttete ich mir einen doppelten Schnaps ein, ging kurz in mich und sprach meinen Weihnachtswunsch aus. „ Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir bitte, bitte einen Mann. ….

Ella Glasmann, die natürlich sozusagen einen Weihnachtsmann meint, für den Baum…., wie gesagt….