Meine Geschwister sind wie schon gesagt beide älter als ich.

Der erste Versuch von Gerlinde – Josefa und Erich heißt Sabine – Gerlinde - Berta. Rufname Sabine. Alles andere wäre ja auch eine Katastrophe gewesen. Spätestens bei Berta wäre das ein oder andere Huhn vom Nachbarn angekommen, wenn Gerlinde – Josefa uns zum Abendessen rein rief. Aber Spaß hatten wir schon an diesem wunderbaren Namen, den unsere Eltern für Sabine von Ihrer Patentante übernommen hatten. Berta bedeutet übrigens die Glänzende. Sabine machte ihrem Drittnamen alle Ehre, wenn Sie nachts heimlich aus dem Fenster kletterte, um sich mit einem nachgeahmten Ken zu treffen und bis zum frühen Morgen durch Abwesenheit glänzte. Da wir uns ein Zimmer teilten wurde ich zu absolutem Stillschweigen verdonnert und damit ich das auch nicht vergaß bekam ich sozusagen rein vorsorglich ab und zu eine geknallt mit der Aussicht auf mehr. So hatten wir über die Jahre ein wunderbares Verhältnis bis ich dann mit ihr gemeinsam aus dem Fenster kletterte. Ich glaube zeitweilig lag keins der drei Schrotkinder nachts im eigenen Bett. Gut, dass sowohl Erich als auch Gerlinde – Josefa einen gesegneten Schlaft hatten. Dachten wir zumindest bis zu dem Tag, als wir gerade nacheinander wieder durch das Fenster über der Haustür wieder ins Innere klettern wollten.

Direkt im Flur vor dem Fenster saß Erich. Bereits angezogen für den Weg zur Arbeit, mit verschränkten Armen auf einem extra für diesen Zweck hergestellten Klappstuhl. Man kann sagen, dass sein Blick nicht begeistert war und das Donnerwetter, das in den nächsten Minuten über uns hereinbrach, nahmen wir kommentarlos hin. Erst im Zimmer lachten wir uns schlapp über die Tatsache, dass unser Vater uns zwar für das Abhauen in der Nacht zusammengefaltet, aber Gott sei Dank nicht bemerkt hatte, dass Rolf – Walter, unser Bruder, uns auch noch mit seinem Wagen herumkutschiert hatte. Dieser stand natürlich jetzt wieder in der Garage und wenn Erich nicht versehentlich die noch heiße Motorhaube berührte, konnte uns nichts weiter passieren.

Beim Frühstück trafen wir auf Gerlinde – Josefa, die natürlich bereits von unserem nächtlichen Ausflug wusste. Auf Grund der angespannten Situation verzichteten wir lieber auf das morgendliche Toast und als wir gerade aus der Haustür huschen wollten, traf uns von hinten ein Schlappen. Das war Gerlinde – Josefas Spezialität. Schlappen werfen, wenn es mit Worten nicht weiterging. Dieses Mal traf es Rolf – Walter ( Rufname Rolf ), der gerade noch einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen wollte, die er beim Hinausstürmen in der Hand hielt.

Legendär waren unsere Partys, die zeitweilig wöchentlich stattfanden. Nach einer Party war es so, dass an einem sonnigen Muttertag in sämtlichen Vorgärten der Straße keine Blumen mehr standen, sondern auf den Tischen der Mütter unserer Gäste. Dummerweise blühte allerdings unser eigener Vorgarten in bunten Farben, sodass die Nachbarn schnell darauf schlossen, dass WIR es gewesen waren. Klar, die nächsten Wochen feierten wir woanders und dem ein oder anderen Nachbarn gingen wir langfristig aus dem Weg.

So war das bei uns. Tausendundeine Geschichte haben wir erlebt, wir Schrots. Meine Geschwister sind schon cool. Wie aus der Werbung. Meine Yacht, mein Auto, mein Haus, aber wirklich in Ordnung. Seit vielen Jahren bekomme ich auch keine mehr geknallt und wenn wir abends weggehen, dann durch die Haustür.

Ella Glasmann, das jüngste von drei Kindern, aber das Beste 