Marlene-Josefa brachte mich an alle Grenzen, die ich bis dahin nicht einmal gekannt hatte. Nach dem kahlgeschorenen Kopf folgte Kleidung ganz in schwarz, Tätowierungen die ich nicht verstand und das ein oder andere Piercing.

Ella, bleib cool. Es ist sinnlos sich mit einer mittlerweile Vierzehnjährigen zu streiten, die nur darauf wartet, das Mama ausrastet. Nicht mit mir. Ich bin reich an Ideen und ausgebufft genug mit einer, meiner, kleinen aufsässigen Tochter fertig zu werden.

So dauerte es nicht lange, bis Marlene- Josefa laut fluchend nach sauberer Wäsche suchte. Sie wäre eingeladen und der Henk wäre dort und sie bräuchte die Jeans mit den Löchern und die Nietenjacke, über die sie sich leider die Bolognesesosse geschüttet hatte. Tadaa mein Moment.

„Mami wäscht keine Sachen von kleinen Mädchen, die einfach nur rotzig sind. . „ Mit grinsenden Gesicht und süffisanter Stimme hatte ich meiner Tochter diese wunderbare Nachricht überbracht. Es dauerte nur 10 Sekunden, bis sich ein gerade noch so süßes Gesicht in eine Maske verwandelte. Alles was sie mir dann an den Kopf warf quittierte ich mit einem Lächeln. 1:0 für mich.

In den Wochen danach lernte Marlene- Josefa wie lange man zu Fuß zur besten Freundin brauchte. Zum Essen gab es nur noch was ICH mochte und als der Schimmel aus der nicht gesäuberten Lunchbox in ihrer Trainingstasche quoll, wurde es selbst meiner Tochter fast zu viel.

Unser kleiner Ausdauerstreit erreichte seinen Höhepunkt, als die Prepaidkarte ihres Handys leer war. Sie räumte ihr Zimmer auf, brachte den Müll raus und selbst das Altpapier wurde fachgerecht entsorgt. Sie liebte mich wieder, weil ich ja die beste Mama der Welt war.

„Showdown" sagte ich zu mir selbst und lehnte ihre Bitte „Mami!! Kannst Du mir bitte, bitte!! eine neue Handykarte mitbringen?“ mit einem klaren, deutlichen und ganz einfachen „Nein", ab.

Unbezahlbar die Gesichtszüge, die ihr entglitten. Die Zurückverwandlung von so nett in das pubertäre Monster von vorher verdiente Respekt.

Ich drehte mich einfach um, hob leicht winkend die Hand und flüsterte ihr im Weggehen zu: „Schatz, ich bin's, Mami .

Und Mami ist Ella Glasmann.. Spiel – Satz und Sieg